Worterklärungen

Auf die folgenden Definitionen haben wir uns innerhalb des Bündnisses zur TBTN 2018 geeinigt. Sie stellen eine Momentaufnahme dar und unterliegen in unserer persönlichen und politischen Entwicklung stätigen Veränderungen. 

Im Aufruf:

Trans (Transgender, Transidentität): Trans beschreibt, dass eine Person sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren kann, welches ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.

Nichtbinär (auch ENBY, NB, non-binary): Der Begriff ‚binär’ beschreibt eine Zweiteilung unserer Gesellschaft in zwei Geschlechter, Mann und Frau. Nicht-binäre Personen können sich mit keinem der beiden Geschlechterkategorien klar identifizieren.

Inter: Inter beschreibt, dass der Körper einer Person nicht den festgelegten (medizinischen) Merkmalen von Geschlecht entspricht. Der Begriff wird auch als ermächtigende Selbstbezeichnung gebraucht.

Cis (Cis-Gender): Cis ist das Gegenteil von Trans. Cis beschreibt, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifizierten kann, welches ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. Cis zu sein ist an eine privilegierte Position in unserer Gesellschaft geknüpft.

Privilegien: privilegiert sein bedeutet eine höhere Machtposition in bestimmten Bereichen der Gesellschaft zu haben. Aus einem Privileg ergeben sich für eine Person Vorteile ohne eigenes Zutun (z.B. erleichterte Zugänge, Entscheidungsmöglichkeiten, sich über Dinge keine Gedanken machen zu müssen). Privilegien sind relativ, das heißt man kann in einem Bereich privilegiert sein und in einem anderen nicht.

FLT*I*: Diese Abkürzung steht für Frauen, Lesben, Trans* und Inter*. Wir haben uns dazu entschieden, diese Buchstabenkette nicht im Aufruf zu verwenden, da sie 1. Ausschlüsse produziert und 2. die betreffenden Personengruppen vereinheitlicht. 

Als Ergänzung auf dem Blog:

Frauen/Männer: Menschen werden in eine von genau zwei willkürlichen Geschlechterkategorien eingeordnet. Diese Kategorien sind nichts Natürliches, sondern Konstruktionen, die Menschen unterschiedliche große Handlungsspielräume geben. 

Heterosexismus: Obwohl es unzählige Formen von Beziehungen, Begehren und Liebe gibt, gilt: 1 Cis-Mann + 1 Cis-Frau = Liebe = normal. Das heißt, alle hiervon abweichenden Formen werden unsichtbar gemacht, sanktioniert und diskriminiert.

Schwarz: Schwarz bezieht sich nicht auf biologische oder kulturelle (Fremd-)Annahmen, sondern auf eine gesellschaftliche Position. Schwarz wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um hierbei um einen von Schwarzen Aktivist*innen, also aus rassistisch diskriminierter Perspektive, geprägten Begriff in antirassistischen Auseinandersetzungen handelt. 

PoC: ist die Abkürzung für ‚People/Person of Colour’. Hierbei geht es nicht um körperliche Merkmale, sondern um eine gesellschaftliche Position. PoC ist ein, von der betreffenden Personengruppe, also aus rassistische diskriminierter Perspektive, selbst gewählter Begriff und steht der gesellschaftlichen Position weiß gegenüber. Die Personengruppe, die unter dem Begriff PoC gesammelt wird, ist sehr unterschiedliche (heterogen) und variiert ja nach Intention und politischer Positioniertheit der Verwender*in. 

Es gibt neben den zwei genannten viele weitere Selbstbezeichnungen!

weiß: weiß sind Personen, die durch eine rassistische Gesellschaftsstruktur privilegiert sind. weiß sein gilt als Norm und muss deswegen als Machtposition deutlich gemacht werden. Es handelt sich hierbei nicht um einen selbst gewählten Begriff.

Abled-bodied: Die Begriffe abled-bodied und nicht abled-bodied beziehen sich auf eine gesellschaftliche Vorstellung von einem gesunden, idealen Körper. Wenn eine Person abled-bodied ist, muss sie sich keine Sorgen darübermachen, aufgrund ihrer körperlichen oder psychischen Verfasstheit diskriminiert zu werden. Wir benutzen diesen Begriff, um die sonst nicht benannte Norm eines ‚gesunden und idealen Körpers’ in Abgrenzung zu einem nicht idealen sichtbar zu machen. 

Intersektionalität: Der Begriff beschreibt das Zusammenwirken verschiedener Diskriminierungskategorien. Dazu zählen z.B. Geschlecht, Klasse, Nationalität, Sexualität oder Alter. Wenn eine Person von Mehrfachdiskriminierung betroffen ist, verdoppelt oder verdreifacht sich nicht einfach die Erfahrung von Diskriminierungen, sondern es entsteht eine neue Form der Unterdrückung.

Sexualisierte/Sexuelle Gewalt: Gewalt sind alle Handlungen (verbal, mental und körperlich) die gegen den Willen einer anderen Person ausgeführt werden. Bei sexualisierter Gewalt wird Sexualität als Mittel zum Zweck genutzt. Ziel ist hierbei Unterdrückung, Kontrolle und Demonstration oder Erhalt von Macht. Der Begriff sexuelle Gewalt betont die Verwobenheit von Sexualität und Gewalt (siehe Heterosexismus) und lässt das Motiv der Gewalt offen und ambivalent (aus Wege zum Nein. Emanzipative Sexualitäten und queer-feministische Visionen. Beiträge für eine radikale Debatte nach der Sexualstrafrechtsreform in Deutschland 2016 von Holst/Montari).